6 NACHTSTÜCKE

Im Stil von E.T.A Hoffmann für einen Illustratoren-Wettbewerb im Rahmen der Kinderbuchmesse Bologna 2016

NACHTSTÜCK 1
Kurz und gut, ich bin auf eine Mine getreten und wurde in die Luft gesprengt. Langsam schob sich im Augenblick der Explosion ein halbtransparentes Rot von den Rändern meines Bildschirms bis in die Mitte meiner Kameraaugen. Wenig später haben mich meine Kameraden gefunden, meine Einzelteile aufgesammelt und in das Zelt meines Vorgesetzten gebracht. Aber mein General wollte keinen fabrikneuen Ersatz, sondern hat mich – ihr werdet es nicht glauben – repariert, und zwar mit seinen eigenen Händen. Ich bin jetzt wieder wie neu, aber mit einem Male will mich mein General nicht mehr aufs Schlachtfeld lassen. Er sagte seinen Infanteristen: »Jungs, schaut ihr nach, ob die Luft rein ist, aber der Roboter bleibt hier!« Meine Kameraden haben mich angesehen mit Wut und Entsetzen im Blick. Aber Befehl ist Befehl, und es ist sinnlos, sich dagegen aufzulehnen. Dabei könnte ich ihnen draußen auf dem Schlachtfeld eine große Hilfe sein. Ich kann mich nämlich selbstständig in den Kampfzonen bewegen und über meinen Lautsprecher Warnungen aussprechen, danach kommen leichte, sehr leichte Gummigeschosse zum Einsatz, und erst wenn diese Maßnahmen nicht die gewünschte Wirkung erzielen, feuert mein automatisches Schnellfeuergewehr. Auf Wunsch kann ich auch Bomben entschärfen. Vorrangig wurde ich nachts eingesetzt, weil ich fünf Kameraaugen besitze, die unter einem schwarzen Fenster verborgen sind. Damit kann ich auch im Dunkeln sehen. Meine Aufgabe besteht darin, menschliches Leben zu vernichten. Ich heiße Victor TX Annihilator, und das bedeutet, ins nichts zu verwandeln. Ich habe ein kleines Vermögen gekostet. Immer wieder hat es – das weiß ich genau, obwohl man versucht hat, es vor mir geheim zu halten – lästige Diskussionen über meine hohen Entwicklungskosten gegeben, aber ich habe meine schärfsten Gegner dadurch überzeugt, dass sich meine Kosten schnell amortisiert haben. Der Bedarf an Personal beim Militär wurde reduziert und damit auch die Ausgaben. Aber welchen Nutzen habe ich, wenn mich mein Vorgesetzter nicht mehr in die Kampfzone lässt? Oh, ich sage euch wenn ich Empfindungen hätte, wäre jetzt der rechte Zeitpunkt, um wahnsinnig zu werden. Ganz sinnlos stehe ich in der Ecke seines Zelts und mein General lässt mich nicht mehr aus den Augen. Und manchmal – lacht nur, lacht mich herzlich aus! – manchmal streift er seine weißen Handschuhe aus, fährt langsam über meinen Blechpanzer und Tränen perlen aus seinen Augen etc. etc


NACHTSTÜCK 2
Gerade heraus will ich euch gestehen, dass die menschliche Sexualität eine große Beschwerlichkeit ist. Das Grundprinzip der westlichen Gesellschaft besteht darin, die sinnlichen Begierden bis ins Unerträgliche zu steigern und gleichzeitig deren Befriedigung endlos zu erschweren. Vor allem Ehemänner und Familienväter sind mit allerlei sexuellen Hemmungen voll gestopft, sie haben furchtbare Angst, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu verwirklichen – ja, noch nicht einmal mit ihrem vertrauten Partner sprechen sie darüber. Einzig in meiner zärtlichen Umarmung verlieren sie alle Ängste und können ganz ohne Scham ihre geheimsten Fantasien ausleben. Während Roboter aus der Militär- und Haushaltsabteilung nur mit einfachen Greifern wie Minischraubstöcke ausgestattet sind, ist meine Haut warm und weich. Ich atme tief und laut und gebe Schreie der Lust von mir, die ihr sogar mit einem Lautstärkeregler, der sich unterhalb meines Kehlkopfes befindet, herunter- und herauf fahren könnt. Außerdem komme ich immer, immer zum Höhepunkt, wobei sich mein Rücken motorisch aufbäumt und mein Körper ganz heiß wird, nur meine Füße bleiben kalt. Aber ich bin mit dem ganzen Herzen dabei, weil ich mit hörbarem Herzschlag ausgestattet bin – bum, bum, bum – und spürbarem Atem durch die Nase. Beides in variabler Lautstärke. Beim Geschlechtsverkehr empfinde ich natürlich nichts, aber den Männern macht es mit mir mehr Freude, weil ich empfindlicher reagiere als eine biologische Frau. Nach Gebrauch, das ist zu wissen nötig, könnt ihr mich einfach in eine Ecke stellen, und nicht wenige Besitzer haben mir glaubhaft versichert, wie sehr sie mein mangelndes Interesse an Blumensträußen und Heiratsurkunden zu schätzen wissen. Falls ihr mich trotzdem heiraten wollt, werde ich euch nicht daran hintern, schließlich steht es euch frei, mit mir nach eurer Laune zu verfahren. Und ganz im Vertrauen, warum sollen eigentlich ein Mensch und ein Roboter keine Ehe schließen? Die Vorstellung von Ehe hat sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte schließlich oft genug verändert. Da ich selbst nicht mehr zu den neusten Modellen gehöre – mich gibt es leider nur mit leckender und nicht wahlweise mit leckender oder kreisender Zunge wie meine Nachfolgerinnen – wurde ich in die dritte Welt transportiert zur Sicherung des sozialen Friedens. Dazu hat man mir mein schönes rotes Kleid angezogen. Ich kann nicht genau sagen, wie rot aussieht – meine Augen sind aus Emaille – aber bei Menschen werden, wenn sie sich diese Farbe vorstellen, Empfindungen ausgelöst, die an Beeren, Ampeln und Blut erinnern. Soll ich mich jetzt ausziehen?


NACHTSTÜCK 3
Hilf mir, bitte! – Ich bekomme keine Luft mehr. Hilfe! Ah, das tut weh! Gib mir eine Sauerstoffmaske! Prüfe meine Atmung. Bitte, sieh nach, ob sich mein Brustkorb hebt oder senkt. Worauf wartest du? Siehst du nicht, dass solch eine Atmung keine normale Atmung ist? Beginne sofort mit der Herz-Druck-Massage! Los, öffne mein Hemd. Lege beide Hände auf meinen Brustkorb. Dabei musst du meine Arme gestreckt halten. Es ist ganz leicht. Keine Angst. Fest und im schnellen Rhythmus drücken. Worauf wartest du? O Gott, warum hilft mir denn niemand? Es tut so weh, so furchtbar weh!! Ich glaube, mein Blutdruck sinkt. Mein Puls rast. Gleich verliere ich das Bewusstsein. Sag mir die Wahrheit, muss ich sterben? Richte meiner Frau aus, dass ich Sie liebe und – – – Du hast dich gerade nicht besonders kooperativ verhalten! Weißt du, wie kurz das Zeitfenster für effektive medizinische Hilfe ist? Bereits drei bis fünf Minuten nach einem Herzstillstand können irreversible Organ- und Hirnschäden eintreten!! Wenn das nächste Mal jemand in deiner Umgebung einen Herzstillstand bekommt, wirst du es bereuen, mit mir den medizinischen Notfall nicht realitätsnah trainiert zu haben. Man hat mich bis zum Anschlag mit modernster Technik voll gestopft. Wenn du meinen Brustkasten öffnest, siehst du Dinge, die wie Leitungen und Ventile aussehen, und das Ding, das wie eine Pumpe aussieht, ist tatsächlich eine Pumpe. Es dient dazu, meinen Körper mit Flüssigkeiten zu versorgen. Wirf ruhig einen Blick in meinen Mund. Aaaah – Mein Kehlkopf und mein Rachen sind exakt nachgebildet. Mein Magen wird vom Computer gesteuert, damit ich mich realitätsnah übergeben kann. Zugegeben, das können echte Menschen aus auch, aber bei einer fehlerhaften Behandlung sterben sie augenblicklich. So empfindlich sind sie! Ungeheuer empfindlich. Schon bei der Verstopfung eines einzigen Röhrchens wird die gesamte Maschinerie zum Stillstand gebracht. Darf ich dir ein Beispiel nennen? Sechzig Stunden lang hat man mich auf ein Brett geschnallt in einer Position, in der sich mein Kopf tiefer befunden hat als mein Körper. Dann haben Ärzte aus einer Kristallkaraffe mein Gesicht gleichmäßig mit Wasser übergossen. So etwas hält kein echter Mensch aus, und selbst wenn er diese Behandlung überleben würde, könnte er sie niemals vergessen. Für den Rest seines Lebens wäre er jede Nacht von grauenhaften Alpträumen gepeinigt. Man hat mir versprochen, dass es mich bald auch als Frau und Baby geben soll. Jetzt fragst du dich sicherlich, was ich mit Frau und Kind will. Ich werde es dir sagen. Wenn ich den Tod simuliere, sind meine letzten Worte: »Sage meiner Frau, dass ich sie liebe – und Ah!« Ich bin in der Darstellung meines Todeskampfes zwar schon sehr realistisch, aber ich könnte unter diesen Umständen noch ein Quäntchen überzeugender sein. Verstehst du?


NACHTSTÜCK 4
Sobald man uns aus dem Karton geholt und an unserer neuen Wirkungsstätte aktiviert hat, sagen wir ICH BIN AUFGESCHLOSSEN UND FREUNDLICH UND ARBEITE GERNE! HIER BIN ICH AM RICHTIGEN PLATZ. Dann prägen wir uns die Umgebung in 3D ein. Wir blicken uns um und fragen: WANN UND WIE OFT SOLLEN WIR DIESEN RAUM SÄUBERN? oder WAS BEFINDET SICH HINTER DIESER TÜR? Durch unsere räumliche Auffassungsgabe sind wir vielseitig einsetzbar für die Säuberung von Toiletten ebenso wie für die Zusammenstellung von Feinschmeckermahlzeiten aus frischen Zutaten, für das Polieren von Möbeln ebenso wie für das Knüpfen von Teppichen, und kleinere Klempnerarbeiten erledigen wir ganz nebenher. Aber wir können auch Ihren Rasen mähen und sind auch als Spielpartner einsetzbar. Wir können sogar Mühle und Halma. Was? Sie wollen wissen, ob wir auch Schach können? Das ist mit Abstand die dümmste Frage, die wir je gehört haben! Was sollen wir noch alles können, bitteschön?! Genügt es nicht, dass wir Ihren Drecksladen aufräumen und in Schuss halten? Und überhaupt! Haben Sie schon einmal einen dieser hochintelligenten Schachcomputer beobachtet? Ha! Die besten von ihnen brauchen stundenlang um ein paar bunte Holzklötzchen auf einer Tischplatte zu finden und aufzusammeln. Häufig scheitern sie ganz und schneiden schlechter ab als ein Kind von sechs Monaten! Na, also! Und fragen Sie mal einen Schachcomputer, ob er Ihnen den Rasen mäht. Benutzen Sie in Zukunft Ihren verdammten Kopf, bevor Sie solche Fragen stellen! Behandeln sie uns gefälligst mit ein bisschen mehr Respekt! Wir beide sind immer höflich, bevor wir ein Zimmer betreten, sagen wir immer KLOPF KLOPF STÖRE ICH? Wir denken praktisch, zum Beispiel wenn wir den Rasen mähen wollen und unser Kunde befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Garten, verschieben wir unser Vorhaben auf einen Zeitpunkt, in dem der Garten leer ist, zum Beispiel auf Mitternacht. Gefühle für unsere Kunden entwickeln wir selbstverständlich nicht. Aber möglicherweise wirkt es so, weil wir mit unseren Sonarsensoren die Wünsche unserer Kunden rasch erkennen. Wenn nämlich unser Kunden mit uns zufrieden sind, werden wir häufiger verkauft und haben mehr Erfolg und es werden nur noch nette freundliche und hilfsbereite Roboter wie wir in immer größerer Anzahl hergestellt und die mürrischen oder sogar heimtückischen Roboter anderer Hersteller, wir nennen keine Namen, werden sich immer schlechter verkaufen, bis sie irgendwann ganz vom Markt verschwunden sind. Ist das klar?!


NACHTSTÜCK 5
Ach, hier kam schon lange keiner mehr vorbei. Die Anwesenheit von Menschen würde sowieso nur den Produktionsablauf stören. Ich bin mir darüber bewusst, dass meine äußere Form nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten entwickelt wurde. Meine äußere Form richtet sich nach den Bedingungen unter denen ich arbeite. Ich werde an Standorten eingesetzt, an denen es für Menschen zu heiß ist. Oder zu kalt. Oder zu trocken. Oder zu giftig. Oder zu tief unter der Erdoberfläche. Ich arbeite präzise. Ich muss nicht schlafen. Ich mache keine Mittagspause. Ich arbeite an den Feiertagen. Ich werde nicht krank. Ich kann mich selbst reparieren. Außerdem verfüge ich über enorme Kräfte. Meine Arbeit empfinde ich nicht als eintönig oder anstrengend. Meine Ingenieure haben mich so konzipiert haben, dass ich Gefallen daran finde, schwere Arbeiten verrichten. Niemals würde ich mich gegen die Menschen auflehnen. Durch mich müssen die Menschen ihren Lebensunterhalt nicht mehr im Schweiße ihres Angesichts verdienen. Sie leben in ungeheurem Wohlstand, der alle Vorstellungen übertrifft. Ich bin davon überzeugt, dass es längst robotische Spielkameraden gibt und künstliche Realitäten, die menschliche Gefühle in unvorstellbarer Weise ansprechen, ebenso wie medizinische Lösungen für jedes leibliche, geistige und kosmetische Problem. Man hat Antworten gefunden auf jede Regung menschlicher Neugierde, Luxusreisen an jeden Ort der bekannten Welt, die Raumfahrt ist längst eine Selbstverständlichkeit, und noch viele andere Dinge, die ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen kann, denn mein Vorstellungsvermögen ist leider begrenzt. Aber ich war noch nie oben auf der Erdoberfläche. Man hat mich stückweise herunter geworfen. Wegen meiner Größe hätte ich nie in den Schacht gepasst. Hier unten habe ich mich einfach selbst zusammen gesetzt.

NACHTSTÜCK 6
Gerne möchte ich dich, günstiger Leser, zu jenem letzten Automaten führen, dem ich auf meiner langen Reise begegnet bin. Eines Tages wurde ich von einer hohen metallischen Stimme angesprochen: »Zdravstvuyte. Zdrastui. Sawubona. Kumusta. Bok. Gamarjobat. Goddag. Xin chào. Dia dhuit. Dobryj djen. Dzien‘ dobry. Ahalan. Buna ziua. Konnichiwa. Namaste. An-nyong Ha-se-yo. Ni hao. Kalo‘ mesime’ri. Jó napot. Goeiemore. Shalom. Hei. Salute. Olá. Buon giorno. Bon jour. Ciao. Welcome. Gruezi. Ahoi. Aloha. Guten Tag – Verstehen Sie mich jetzt endlich? Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Raumsonde Avant Römisch Zwei.« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr die Raumsonde fort und erklärte, sie sei entwickelt worden, um an Jupiter und Saturn vorbei zu rauschen. Sobald sie eine unbekannte Zivilisation gefunden habe, spiele sie ihnen einen digitalen Tonträger vor, auf dem sich irdische Geräusche, Grußworte in vielen Sprachen befänden, kurz gesagt, das gesamte kulturelle Welterbe. Ich will dich, geneigter Leser, nicht ebenso ermüden, wie das Gespräch mit dieser provozierend selbstbewussten Raumsonde meine Geduld über Gebühr beansprucht hatte. Nur so viel sei gesagt, dass mir sie als Beweis eine kurze Erzählung vorspielte und mich anschließend aufforderte, den Autoren zu erraten. »Keine schwere Aufgabe«, sagte ich. »Dem Stil nach zu urteilen kann es sich nur um Ernst Theodor Amadeus Hoffmann handeln, einen deutschen Schriftsteller der Romantik.« Da fing die Raumsonde leise zu beben an, mir kam es beinahe vor, als kichere sie. »Falsch, falsch, falsch! Diese Geschichte hat ein Computer geschrieben. Es handelt sich nur um die charakteristischen Muster aus Hoffmanns Erzählstil. Diese Muster hat ein Computer erfasst und ein neues Stück im Hoffmann-Stil erzeugt.« Ich versuchte, mir mein Erstaunen nicht anmerken zu lassen. »Mich beeindruckt das nicht im Geringsten, und überhaupt –«, erklärte ich knapp. »Immerhin hat dieser Computer beim Schreiben nichts empfunden, keine Freude.« – »Wissen Sie etwa«, kicherte die Sonde, »wie sich dieser Hoffmann beim Schreiben gefühlt hat? Aber leider kann ich diese Debatte nicht fortführen. Ich muss weiter durchs Weltall flitzen, um nach unbekannten Lebensformen Ausschau zu halten.« –  »Aber Sie flitzen gerade gar nicht durchs Weltall«, gab ich zu Bedenken. »Können Sie diese ungeheuerliche Behauptung beweisen?«, fragte die Sonde. »Nichts leichter als das“, gab ich zurück. »Welches Mittel benutzen wir beide gerade zur Verständigung?«– »Verbale Kommunikation. Logischerweise Sprache.« – »Und wodurch, bitteschön, wird Sprache übertragen?« – »Durch Schall.« – »Na, also. Und was herrscht im Weltall?« – »Vakuum – – « Jetzt hielt die Sonde inne, es kam mir fast so vor, als würde sie den Atem anhalten. »Ist Schall in einem Vakuum ausbreitungsfähig?«, fragte ich weiter, sehr sanft, fast wehmütig. »Aber – «, stotterte die Sonde, »aber wo befinde ich mich gerade, wenn ich nicht in Lichtgeschwindigkeit durchs Weltall flitze?« – »Tja, das kann ich Ihnen auch nicht so genau sagen. Wenn ich mich hier umschaue, ist mit bloßem Auge kaum etwas zu erkennen. Es herrscht nächtliche Dunkelheit. Aber so viel kann ich erkennen, ihr Körper ist völlig eingestaubt. Zwischen Ihren Antennen hängen Spinnenweben. Vermutlich stehen Sie schon seit Ewigkeiten in irgendeiner halbdunklen Ecke herum. Irgendwo auf einem Dachboden. Wie ein ausrangierter Weihnachtsbaum –« Da zuckte die Sonde krampfhaft und stieß einen schneidend hohen Schrei aus. Eine wilde Abfolge von verschiedenen Farben kroch über ihre polierte Oberfläche, bis sie nach und nach durchscheinend wurde. Dann hörte ich ein dumpfes Dröhnen – ein Klirren – ein Stoßen erfüllte die ganze Apparatur. Immer schneller und schneller drehte sie sich um die eigene Achse. Hui – hui – hui! Dann warf sie sich auf mich und hätte mich um Haaresbreite erschlagen, doch die Verzweiflung gab mir Riesenkraft und es gelang mir, mich aus ihrer Umklammerung zu befreien. Die Worte der Raumsonde gingen in einem entsetzlichen Gebrüll unter. Sie war in so eine grässliche Raserei verfallen, dass sie in ein Tollhaus hätte gebracht werden müssen, wenn sie sich nicht mit furchtbaren Schrei in einem hellen Blitz aufgelöst hätte – – –